Bei visuellen Baumkontrollen werden die sichtbaren (oberirdischen) Baumteile auf das Vorhandensein von statikrelevanten Schadsymptomen geprüft. Im Falle vorhandener statikrelevanter Defekte können im Einzelfall über die Sichtprüfung hinaus weitergehende Untersuchungen erforderlich werden. Die Bruchsicherheit eines Baumes, also die Tragfähigkeit des Holzkörpers gegen auftretende Windlasten, kann messtechnisch mit verschiedenen Methoden geprüft werden. Eine statikintegrierte Prüfmethode stellen Dehnungsmessungen mit windlastorientierten Zugversuchen dar.

Zum Messprinzip des Dilatometerverfahrens®

Der Wind ist die mechanische Hauptlast, gegen die ein Baum sich behaupten muss. Unter Windeinfluss werden Bäume gebogen. Auf der windabgewandten Seite werden die Holzfasern zusammengedrückt, auf der gegenüberliegenden Seite gedehnt. Die Holzfasern machen dies elastisch mit. Bis zum Erreichen der Elastizitätsgrenze. Wird die Windlast zu groß, werden die Holzfasern plastisch und irreversibel verformt. Das Bruchversagen beginnt. Diese Bruchgrenze (Elastizitätsgrenze) kann durch das Dilatometerverfahren® verletzungsfrei bestimmt werden.

1987 führte die AfB führte zusammen mit der Universität Stuttgart einen wissenschaftlich begleiteten Abbruchversuch an einer etwa 150 Jahre alten, durch Pilzbefall ausgehöhlten Blutbuche durch. Um den 25 m hohen Baum abzubrechen, musste ein Kranwagen eine Zuglast von 10 Tonnen aufbringen. Das Dehnungsverhalten des Baumstammes wurde bis zum Bruch mit 10 Linearpotentiometern überwacht. Bis etwa 9 Tonnen Zuglast hatte sich der Baum elastisch gedehnt, dann begannen die Holzfasern zu brechen.
Heute werden Dehnungsmessungen an Bäumen im Rahmen verletzungsfreier Zugversuche, bezogen auf das zuvor ermittelte Windlastmoment des Baumes, durchgeführt. Dilatometer erfassen dabei Dehnungen des Holzkörpers von 1/1000 Millimeter im elastischen Bereich. Die gemessene Dehnung lässt durch einen Spannungsvergleich prognostizieren, ab welcher Windlast die Holzfasern in dem gemessenen Bereich brechen würden.
Vor allem alte und sehr dicke, oft als Naturdenkmal geschützte Bäume, weisen sehr hohe Sicherheitsreserven auf. Sie können stark einfaulen und wegen des enorm hohen Widerstandsmoments trotzdem noch bruchsicher sein. Das Dilatometerverfahren® hat dies in vielen Gutachtenfällen nachgewiesen.

Grundsätzlich gilt: Doppelter Stammdurchmesser = 8-fache Bruchsicherheit.